Die gute Wirkung des großen Geldes

Money/Times 21/02
  • Text: Thomas Hammer

Gutes tun und Geld verdienen – passt das zusammen? Ja, sagen die Vertreter des Impact Investing. Der Begriff entstand im Jahr 2013, als der damalige britische Premierminister David Cameron eine Taskforce ins Leben rief, die das Impact Investing als ökologisch und sozial ausgerichtetes Investment weiterentwickeln sollte. Der Unterschied zu nachhaltigen Kapitalanlagen besteht darin, dass nicht allein die Umwelt- und Sozialstandards der Zielunternehmen bestimmte Voraussetzungen erfüllen sollen.

Das Impact Investing soll hingegen ganz gezielt Unternehmen oder Organisationen fördern, die zur Lösung eines globalen Problems beitragen. Das kann beispielsweise die Verbesserung des Klimaschutzes, die Bekämpfung der weltweiten Armut oder der Schutz der Meere sein. Zu den Pionieren des Impact Investing zählt der Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Muhammad Yunus, der mit der Grameen Bank Mikrokredite in Bangladesch etablierte und damit Millionen Menschen die berufliche Existenzgründung finanzierte und ihnen so einen Weg aus der Armut ermöglichte.

„Impact Investing ist heute keine visionäre Idee einer kleinen Gruppe von Innovatoren mehr, sondern ein ausdifferenzierter Milliardenmarkt mit großem Wachstumspotenzial und hoher Dynamik“, sagt Frank Niederländer, Vorsitzender der Bundesinitiative Impact Investing. Laut einer Studie des Forums Nachhaltige Geldanlage (FNG) hat sich in Deutschland das Volumen an Impact Investments von 2019 auf 2020 mehr als verdoppelt und beträgt nun über 16 Milliarden Euro. Innerhalb der nachhaltigen Geldanlagen dürfte das Impact Investing weiter an Bedeutung gewinnen. In einer FNG-Umfrage unter Entscheidern bei nachhaltigen Anlageanbietern sehen 85 Prozent die konkrete Impact-Messung bei der Investition als wichtig oder sehr wichtig an.

Zu den häufigsten Zielanlagen zählen beim Impact-Investing unter anderem Mikrokreditanbieter, Schuldverschreibungen von sozialen Organisationen und Beteiligungen an ökologischen oder sozialen Startups. Auch Crowdinvesting ist möglich, etwa über die GLS Crowd von der ökologisch orientierten GLS Bank. Mittlerweile hat die Plattform 32 ökologische und soziale Projekte im Volumen von rund 30 Mio. Euro finanziert.

Noch einen Schritt weiter geht das philanthropische Investment, bei dem der Investor bewusst auf Gewinne oder auch auf die Rückzahlung des Kapitals verzichten, um wohltätige Projekte zu finanzieren. Häufig anzutreffendes Anlageinstrument ist hierbei die Stiftung, die als eigenständige juristische Person das Stiftungsvermögen auf unbegrenzte Zeit hält und die Erträge den begünstigten Organisationen zukommen lässt. Vorteil dieses Modells ist, dass Spender auch größere Vermögenswerte wie Immobilien oder Wertpapiere einbringen können. So verfügen etwa die SOS-Kinderdörfer über eine eigene Stiftung, in die über 750 Zustifter ein Kapital von gut 37 Millionen Euro eingebracht haben. Die Erträge kommen dann den Kinderdorf-Projekten zugute.

Im Vergleich zu den USA, wo das philanthropische Investment eine längere Tradition hat, sind die deutschen Zahlen noch überaus bescheiden. Allein der Amazon-Gründer und seine Ex-Frau MacKenzie Scott haben im vergangenen Jahr fast 16 Milliarden US-Dollar für wohltätige Zwecke gespendet – das entspricht dem aktuellen Gesamtvolumen aller deutschen Impact Investments.

THOMAS HAMMER ist Wirtschaftsjournalist und berichtet für die Zeit, die Welt und die Süddeutsche Zeitung.


|